Risiko Profile

BDSM birgt Gefahren – wer dem wiederspricht hat entweder noch nicht verstanden was BDSM sein kann oder ignoriert schlicht weg was um ihn herum passiert. Ganz egal ob SSC oder RACK, jedes Spiel kann Risiken und Gefahren mit sich bringen. Das ist erstmal nichts Schlimmes. Wie auch beim Bungee Springen, Wandern gehen oder sogar im Straßenverkehr auf dem Weg zum Bäcker gehen wir bewusst Risiken und Gefahren ein.
Wir wägen, wenn auch oft unterbewusst, bei jeder Entscheidung ab was die Risiken sind und ob sie es wert sind eingegangen zu werden.
Erst diese Einschätzung bringt uns in die Lage auf Risiken und Gefahren überhaupt einzugehen, sie zu prävenieren.

Was genau sind denn dann die Risiken, die ich bei BDSM eingehe?

Mit einer Liste an Schlagworten ist es hier leider nicht getan. Jede Praktik, Dynamik und Spielart kann für jeden unterschiedliche Risiken und Gefahren birgen. Hierbei geht es nicht nur um Körperliche, sondern auch Psychische und Soziale. Ohne Konzept vor sich hin zu stochern und ein Problem nach dem anderen aufzulisten kann lange dauern und ineffizient sein. Ein Risikoprofil muss her. Eines dass auch zum Vor und Nachgespräch sowie der allgemeinen out of Play Kommunikation dienen kann.

Im Vorletzten Sommer hatte ich das Glück einen Kurs zu Risiko Management an einer englischen Uni zu verfolgen. Hiervon lassen sich einige Vorgehensweisen übertragen. Im folgenden Step by Step Guide erfährst du den nötigen Rahmen um dich selbst orientiert mit den Risiken deines Playstyles auseinander zu setzen und objektiver zu beurteilen wie sicher dein Spiel wirklich ist.

Was machst du alles?

Um dein Risikoprofil den ihr Ki(n)ck off zu geben starte mit einer Liste von Praktiken, die du auslebst oder vor hast in Zukunft auszuleben.
Hierbei kannst du selbst einschätzen wie detailliert du dein Profil haben willst. Oft bietet es sich aber an die Liste auf Dinge zu reduzieren die von der Allgemeinheit als unsicher oder unvernünftig angesehen werden. Fallen dir darüber hinaus Praktiken ein, bei denen du dir unsicher bist oder mit denen du dich genauer auseinander setzen willst dann füge sie ebenfalls hinzu. Hier ein paar Beispiele:

  • Suspension
  • Im Käfig übernachten
  • Aus einem Napf essen
  • 24/7 Chastity Play
  • Spanking
  • Temperature Play
  • Crossdressing in private
  • Crossdressing in Public

Risiken entdecken

Als nächstes gehst du auf jedes Element einzeln ein. In diesem Schritt wollen wir für jedes Element nach einander alle Risiken aufschreiben, die uns einfallen. Hierbei sollten wir uns nicht zu sehr selbst einschränken. Risiken aufgrund ihrer Unwahrscheinlichkeit wegzulassen ist wenig sinnvoll. Jedoch hilft es nicht Risiken aufzuführen, die uns genauso auch im Alltag begegnen würden. Dass das Haus einstürzt müsst ihr daher nicht aufführen. Versucht Manche Risiken direkt nach Kategorien zu ordnen.

Hier das Beispiel

24/7 Chastity Play

Wahrscheinlichkeitsbewertung

Risiko ist das Ergebnis aus Wahrscheinlichkeit und Ausmaß des Ereignisses. Daher bewerten wir alle Ereignisse nun danach wie wahrscheinlich es ist, dass sie auftreten. 10 steht für Sehr wahrscheinlich/häufig. 0 für Sehr unwahrscheinlich/ nie

Bewertung des Ausmaßes

Um ein gesamter Eindruck zu erhalten, markieren wir nun nach verschiedenen Farben.
(Ihr könnt auch mehr Farben nehmen. In diesem Beispiel reduziere ich es auf 3)

Aus der Matrix können wir nun entnehmen welches Ereignis, das meiste Risiko in sich trägt und welches eher vernachlässigbar ist.

Das Risikoprofil nutzen

Sich Risiken bewusst zu sein ist jedoch noch lange nicht der letzte Schritt, wenn es um BDSM geht. Hier sollten wir anfangen uns Möglichkeiten und tricks auszudenken die Risiken in ihrer Häufigkeit und in ihrem Ausmaß zu reduzieren. Hier solltet ihr euch zuerst den Rot unterlegten Ereignissen widmen. Für welche Maßnahmen man sich später entscheidet oder auch nicht ist natürlich letztlich jedem Selbst überlassen.

A3/A1: Kein Tragen des Cages auf der Arbeit. Tragen von Kompressionsunterwäsche. Einen Unauffälligeren Cage für die Arbeit.
F: Weglassens des Cages in der Nacht. Einen gemütlichere Cage für die Nacht aus Silikon oder Leder. Training des Schlafens mit Cage zu nicht so kritischen Zeiten wie zb im Urlaub.
usw…

Nachwort

Ein Risikoprofil anzulegen ist meist mit einer Menge Arbeit verbunden. Es ist manchmal auch schwer theoretisch und man findet schnell Kritik daran.
Jedoch geht es in diesem Post wie immer nicht um ein Must Do. Sondern um ein Konzept, dass euch helfen kann! Erstrecht wenn ihr euch bei Praktiken selbst unsicher seid oder nicht ganz einschätzen könnt was dadurch alles auf euch zukommt kann so ein Theoretisches und Umfangreiches auseinandersetzen mit dem Thema hilfreich sein.
Hier findet ihr also keinen Perfekten Guide wie ihr BDSM 100 prozentig sicher auslebt, sondern einen Rahmen, um euch Risko Bewertung und Recherche zu erleichtern.
Riskoprofil sind im Übrigen fast immer individuell und subjektiv. Das hier angeführte Beispiel ist nur ein Beispiel und bedeutet nicht, dass eure Bewertung gleich ausfallen muss.