Dom Drop – Wenn die Führung streikt

Im Gegensatz zu den meisten Artikeln, kann ich diesen nicht ganz objektiv schreiben, ich gebe das Stellenweise zu bedenken.

Subdrop“ ist inzwischen ein Wort, dem die meisten Menschen eine Bedeutung geben können, falls nicht haben wir kürzlich einen Artikel darüber geschrieben.
Doch fallen kann auch die andere Seite, denn als Top begibt man sich genau so in einen Headspace wie als Sub.
Bei einer Session werden durch die Situation Endorphine, Adrenalin und eine große Nummer anderer biochemischer Reaktionen ausgelöst, diese haben einen direkten Einfluss auf die Stimmung, Handlung und den Körper des Tops. Viele Doms fühlen sich selbstbewusster, stärker und fokussierter im Top Space.

-Was ist Domdrop und wie äußert er sich?-

Während man als Bottom idealerweise eine cool down Phase hat oder eine große Menge Aftercare bekommt, fällt dies als Dom oft weg. Ganz oft ist es gar keine bewusste Entscheidung Dagegen, sondern eben die unbewusste nicht dafür.
Als Top geht man oft zum nächsten logischen Schritt über, Nachsorge, Aufräumen und Nachprogramm, das ist oft genau das Auffangen, was man braucht.

Persönlich würde ich hier zwischen drei Arten, des Domdrops unterscheiden:

1) Funktionslosigkeit
Ähnlich wie beim Subdrop, geht es hier darum, dass man sich außerhalb der Session und der Verantwortung Hilflos und Traurig fühlt.
Die klare Verbindung zu jemanden hat eine unheimliche persönliche Stabilität. Ich halte diesen Punkt relativ kurz, da er große Parallelen zum Subdrop hat.
Man fühlt sich auf einmal nicht mehr vollständig, da die Entscheidungen und die Verantwortung sich auf einmal nur noch auf sich selbst beschränkt.

2) Tätergefühl
Ihr habt das vielleicht schon mal von den Vanillas in Eurem Leben gehört „Wie kannst Du denn die Person schlagen, die du liebst?“. Als dominanter Part ist man oft Regisseur und Hauptdarsteller einer Fantasie-szene, die ganzen Skalen von Intensität abfährt, man ist der Alleinführer seines eigenen Landes und vor allem die alleinige Macht über eine Person-
Das Gefühl ist oft verstärkt, wenn man eine Session mit starker Körpereinwirkung hatte
Habe ich Grade wirklich meinen Partner geschlagen? Hab ich wirklich diese Sprache benutzt? Jemanden Betteln lassen? Jemanden angespuckt? Genadelt? Gefesselt? Bedroht? Zum Weinen gebracht? Wie kann ich jemanden so behandeln? Grade jemanden den ich gerne habe?

Egal wie oft man über Konsens redet, oft gibt es diese Problematik im Nachhinein doch, die Fragen, ob alles im Rahmen war, alles gut war-
Grade in dem Kontrast zu dem, was die Gesellschaft uns bei gebracht hat. Eigentlich hält man einer Dame doch die Türe auf und stellt Ihr nicht den Stiefel in den Nacken? Man kokettiert ein „Danke“ anstatt ein „Bitte benutze mich Göttin“ zu fordern.
An dieser Stelle kann man sich nur auf die Kommunikation zwischen Top und Sub berufen, sicherstellen, dass es ein Vor- und Nachgespräch gibt.

3) Beschützerinstinkt
Dieses Gefühl stellt sich vor allem bei öffentlichen Szenen ein, wenn die Verantwortung nicht nur einen Selbst und die Gegenseite einschließt, sondern auch ein eventuelles Publikum, Mitspieler oder Mehr.
Präsent wird das vor allem, im Direktvergleich mit anderen Doms und ihren Partnern-

Für mich ist ein Event mit Begleitung und Session immer sehr schön, aber unheimlich anstrengend, da ich meine Aufmerksamkeit, Verantwortung und Einschätzung nicht nur auf die mir direkt anvertrauten Personen, sondern auch auf alle anderen Menschen ausweiten muss.

Wie bei jedem Direktvergleich, egal ob Hundeschule, Eltern im Freibad oder Klassentreffen, muss man außerdem Gegen direkte Gegenspieler antreten.
Ich nenne das liebevoll Beschützerinstinkt, es ist aber mehr das Vergleichen.

-Vorbeugen, Fragen, Nachsorgen-
All diese Dinge lassen sich nur mit einer direkten und guten Kommunikation ausgleichen, davor, während Dessen und dabei.
Als Sub kann genau so die Frage gestellt werden „Welche Farbe hast du grade?“

Auch gut funktioniert sich als Top danach zu bedanken „Danke, dass ich das mit dir machen durfte“ um den Sub zu bestärken, aber auch die Antwort „Danke, dass du das mit mir gemacht hast“ gibt ein großes Sicherheitsgefühl.

Ein Sessionbuch ist auch eine gute Idee, ein physischer Gegenstand in dem steht „das fand ich toll“ etc. Wobei hier wichtig ist die drei Punkte „Was fand ich am besten“-“Wovon will ich mehr“-“Wovon will ich weniger“ zu beachten, statt einfach eine statische Kritik zu schreiben.

Schafft ein gemeinsames Ritual, egal ob es das „Feierabend- Bier“ ist, dass bereitlegen oder auch die Fußmassage, es sollte kein großes Ritual mit viel Aufwand sein, denn das kann man erfahrungsgemäß als Dom oft nicht so gut annehmen.
Beruft euch auf dieses Ritual, als aktiver und passiver Part.

-Dom Drop Happens-

Dominanz ist genau so mental einnehmend wie Submission es für die Gegenseite ist, wir alle neigen dazu uns zu zwingen den physischen Aspekt über unsere Psyche zu stellen-
Aber als lebenden atmenden Person müssen wir mit allen Seiten unseres Kinky-Life konfrontiert werden und in der Symbiose aus aktiv und passiv, antun und aushalten, Aktion und Reaktion umschließt das eben auch die Psyche und Gefühlswelt.
Egal auf welcher Seite man spielt, macht euch gegenseitig bewusst was passiert und ihr macht, nehmt euch die Zeit und das Verständnis für einander und findet gemeinsam Wege.

Dom Drop ist sehr real und sollte nicht ignoriert werden. Eure Gefühle, sowohl die guten als auch die schlechten, müssen berücksichtigt werden. Eine gewisse Selbstreflexion kann hilfreich sein, ebenso wie eine zusätzliche Rücksprache mit eurem Partner. Beides kann nicht immer funktionieren und ihr müsst möglicherweise kreativ werden, um die Lösung zu finden – oder einfach abwarten und es aushalten.

FRAGE DES TAGES:

Seid ihr bereits einmal in eine Solche Situation gekommen? Woran lag es bei euch und was hilft euch am meisten heraus?